“Nur wer den Fußball wirklich kennt, weiß, wie ich leide”…

…hat der legendäre Otto Rehhagel nach der verlorenen deutschen Meisterschaft von Werder Bremen 1995 gegen Borussia Dortmund in Anspielung auf ein Goethe-Gedicht (“Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide!”) gesagt, und das trifft nach dem gestrigen Spiel auch auf mich zu. An dieser Niederlage werde ich noch einige Tage zu knabbern haben. Nicht, weil wir verloren haben (und wenn wir unterlegen gewesen wären, wäre das für mich auch gar kein Problem), sondern weil wir in den 120 Minuten insgesamt die bessere Mannschaft waren und es verdient gehabt hätten, ins Halbfinale einzuziehen. Leider ging das Spiel vermutlich in der ersten Hälfte verloren, weil Julian Nagelsmann auf die Idee kam, Emre Can (das konnte ich sogar noch etwas nachvollziehen) als auch Leroy Sané (das nicht) in die Startelf zu befördern. So war Spanien im ersten Durchgang die bessere Mannschaft, allerdings ging es torlos in die Kabinen. In der 52. Minute erzielte dann  Dani Olmo die nicht unverdiente Führung für die Spanier. Can und Sané waren zu dem Zeitpunkt gegen Andrich und Wirtz ausgewechselt, und danach spielte fast nur noch Deutschland. Auch die weiteren Wechsel taten dem Spiel gut (Füllkrug für Gündogan, Mittelstädt für Raum), Füllkrug traf den Pfosten (75.), ehe Wirtz in der 89. Minute den längst überfälligen Ausgleich markierte.

Die Verlängerung plätscherte in der ersten Hälfte etwas dahin, und dann das (ich zitiere sportschau.de): “Direkt nach Wiederanpfiff gab es dann große Aufregung um ein vermeintliches Handspiel des spanischen Verteidigers Cucurella im Strafraum. Einen Schuss von Musiala blockte er mit dem herabhängenden Arm. Schiedsrichter Anthony Taylor entschied auf Weiterspielen und wurde auch von seinem Videoassistenten nicht korrigiert (106.). Vertretbar, wie Sportschau-Schiedsrichterexpertin Bibiana Steinhaus einschätzte. Ob zuvor eine Abseitsposition von Füllkrug vorlag, war nicht aufzulösen.”

Tja, da diskutieren meine Fußballfreunde (und nicht nur die) immer noch drüber, ob das jetzt ein Elfer war oder nicht (ein Dank geht an Gabriel F. für das Bild)… Interessant finde ich übrigens, dass die heimische Presse eher keinen Elfmeter sah, die ausländische Presse hingegen eindeutig. Deutschland hatte weitere Chancen, aber Mikel Merino köpfte in der 119. Minute, als alle schon mit einem Elfmeterschießen gerechnet hatten, zum 2:1 für Spanien ein. Eine letzte Chance gab es dann in der 123. Minute noch für Füllkrug. Danach war das Spiel und das Turnier für Deutschland vorbei.

Cool aber die Aussage unseren Bundestrainers in der Pressekonferenz:

Zu allem Überfluss ist dann noch durch irgendwen der Stab meiner Deutschlandflagge zerbrochen worden – na gut, die war jetzt 18 Jahre alt und hatte auch kleine Löcher; außerdem habe ich noch eine identische jungfräuliche Ersatzflagge. Trotzdem ärgerlich.

In einem zweiten langweiligen Spiel gewannen dann schlechte Franzosen gegen schlechte Portugiesen mit 5:3 nach Elfmeterschießen (0:0 nach Verlängerung). Da hätte Deutschland das Halbfinale deutlich mehr verdient gehabt, und das stimmt mich traurig (und der aufmerksame Blog-Leser wird auch eine Veränderung auf dem Banner oben dieser Seite bemerkt haben). Diese Trauer versuche ich jetzt die ganze Zeit mit den Gedanken an den Aufstieg und den Mittelrhein-Pokalsieg meiner Alemannia aus Aachen zu verdrängen, diese genialen Wochenenden im April und Mai…

“Lebbe geht weiter” (Dragoslav Stepanovic)

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